Zeit, Raum, Ort - und Bilder - Ausstellung Wilhelmshöhe in Ettlingen 1998

 

Malerei von Stefanie Lampert - Text zum Katalog 1998

 
     
     
 

Stefanie Lampert gefällt es, ihre Bilder wie Module verwenden zu können, die sie sich in diverse Räume fügen. Aus diesem Bestreben, das auch mit einem leichten Gespür für privaten Pragmatismus zu tun hat, ergibt sich eine Infragestellung des klassischen autonomen Bildes automatisch, aber längst nicht die Negierung. Die Malerin macht ihre Bilder nicht für Räume, sondern ganz um deren selbst Willen.
Undogmatisch wenig konzeptionell, sehr empirisch entstehen in einem geduldigen Prozeß Bilder, die sich mit den Grundgegebenheiten der Malerei auseinandersetzen: Farbe. Form.
Die seit längerem konzentriert von ihr untersuchte Technik der Ölmalerei verlangsamt naturgegeben die Entstehungszeit der Bilder. Farbes setzt sich hier aus vielen dünnen Schichten zusammen. Es ist ihnen in ihrer ruhigen Ausstrahlung anzusehen, daß Zeit für die Malerin eine sehr unterschiedliche Dauer haben kann.
Stefanie Lampert nimmt sich die Freiheit, ihre Bilder auf unbestimmte Dauer wandelbar zu halten. So kann ein Bild aus mehreren Modulen bestehen, die aus unterschiedlichen gedanklichen Orten stammen: einer zentralen monochromen Fläche können im empirischen Prozeß zwei konkrete Mehrfarbfelder beigeordnet werden, die das Gesamtbild nach allen Seiten öffnen, durch bewußt einfache Konstruktion räumlicher Zeichen auch in Richtung des Betrachters.
In vorläufiger Synthese stehen sich verschiedene malerische Aspekte gegenüber, die sich gegenseitig in Frage stellen, woraus aber eine eigenartige Steigerung jedes Aspektes erwächst. Es gibt keine Ausschließlichkeiten, nichts siegt, sondern geht die symbiotische Verbindung ein mit dem scheinbar Disparaten.
Bei der Installation im Räumlichen, in der konkreten Situation einer Ausstellung etwa, tritt dann ein weiterer Parameter in den Vordergrund: Proportion. Das aus mehreren Modulen bestehende Bild kann den veränderten Gegebenheiten des Raumes angeglichen werden, indem dessen Einheiten verschoben werden; auch eine Neukombination der Elemente ist durchaus denk- und machbar. Bei der der Gesamtheit derBilder einer Ausstellung ist es der Malerin wichtig, diese untereinander abzustimmen, aus ihrem Vorrat zu nehmen, auszuprobieren, zu verwerfen, bis sich eine für diese räumliche, örtliche, und zeitliche Gegebenheit (mitsamt mehr oder weniger problematischer Lichtführung) günstige Relation ergibt. Das Einzelwerk erfährt seine fortlaufende Veränderung durch wechselnde Zusammenhänge. Im Entscheidungsprozeß der Auswahl zeigt sich wie beim Bildermalen ein entspannter Umgang mit dem Faktor Zeit: neueste Bilder dürfen durchaus mit "älteren" konkurrieren, wenn diese Kombination der Zeit, dem Raum, dem Ort und dem Empfinden der Künstlerin entgegenkommt.

 
     

Jan Burmester

 
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